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Digitale Erschöpfung
27.12.2017
„Du bist nur noch Business. Ohne dein Handy in der Hand kann man sich nicht mehr mit dir unterhalten“. Ich verdrehe die Augen. Meine Mutter hat doch keine Ahnung. Keine Vorstellung, wie es ist, eine Firma zu führen und für alles und jeden verantwortlich zu sein. Ich bin genervt von der ständigen Diskussion über meinen Lebensstil, welcher schlussendlich zu dem schlimmsten Streit in unserer Mutter-Tochter Beziehung geführt hat. Wieso kann sie mich nicht einfach akzeptieren, wie ich bin? Obwohl ich ihre Kritik mehr als überzogen finde, beginne ich mir Gedanken zu machen. Würde sie auch so auf meinen Lebenstil reagieren, wenn ich ihr Sohn wäre? Was bewegt sie überhaupt dazu, sich so in mein Leben einzumischen? Sind das ernsthafte Sorgen von ihr? Und wenn ja, wieso sieht sie das „Business sein“ als gefährlich an? Ist am Ende vielleicht doch irgendetwas an ihrer Kritik gerechtfertigt?
Alle sind gleich, aber manche sind gleicher 22.11.2017Meine Gesprächspartnerin senkt ihren Oberkörper, stützt sich mit ihren Händen ab und schüttelt immer wieder den Kopf. „20.000 Euro – und ich habe es nicht gecheckt“. Ein Raunen geht in dem Kölner Brauhaus an unserem Tisch herum, in dem wir uns unregelmäßig mit Gründerinnen aus der Tourimusbranche treffen.
Der Sprung ins kalte Wasser 18.10.2017Ich stehe auf einem Bauernhof. Mich begleitet eine Person. Aber ich erinnere mich nicht, wer sie ist. Überall Tiere. Kleine und Große. Nur drei dürfen wir mitnehmen. Dem Rest müssen wir die Kehle durchschneiden. Meine Begleitung gibt mir das Messer. Ich nehme ein Lamm auf den Arm, setze an und…
Internet almighty 20.09.2017Ich stehe in einer der riesigen Hallen der dmexco, einer Messe für digitales Marketing in Köln, und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Auf der Suche nach einem neuen CRM-System hat mich eine meiner freien Mitarbeiterinnen dorthin mitgenommen und ich bin vollkommen beeindruckt davon, was und wen man inzwischen alles digitalisieren kann!
Die Reifeprüfung 16.08.2017Es wird sich nichts ändern. Und doch habe ich dem Tag entgegengefiebert. Ich bin aufgeregt. Mir gegenüber sitzt ein Mann im Nadelstreifenanzug. Er holt tief Luft und fängt an die zehn DINA4 Seiten, die vor ihm liegen, vorzulesen. Dabei scheint es, als ob er sich zum Ziel gesetzt hat, die größtmögliche Anzahl an Worten in einem Atemzug auszusprechen. Ich schaue ihn an und bekomme zwischenzeitlich Angst, er könne das Atmen vergessen. Plötzlich hält er kurz inne, schaut hinter den Blättern hervor und fragt mich: „Immer noch alleine? Das ist richtig?“
#Mansplaining – ich erkläre dir dein Business 19.07.2017Es ist das zweite Date. Und wäre das erste nicht gut gelaufen, säßen wir nicht in einer Bar in der Düsseldorfer Innenstadt und würden Cocktails trinken. Mein Gesprächspartner ist Mitte 30 und angestellt im mittleren Management eines großen deutschen Konzerns. Stolz berichtet er mir, dass er bald ein eigenes Werk im Ausland leiten würde. Auch fände er es ja ganz toll, dass ich meine eigene Firma habe. Aber er würde, wenn es seine Firma wäre, einiges anders machen.
Warum sind Büros für Startups so teuer? 10.05.2017Es fühlt sich an wie damals, im Alter von 19 Jahren. Es ist Zeit. Zeit auszuziehen. Die Sachen zu packen und das Nest zu verlassen. Auf eigenen Füßen zu stehen. Die eigenen vier Wände um sich zu haben.
Gründene Frauen: Mehr fordern, weniger zweifeln 14.06.2017Eigentlich wollte ich diesen Monat über ein ganz anderes Thema schreiben. Über unsere Umfirmung zur GmbH und über meine Zurechtweisung vom Steuerberater. Aber nun brennt mir etwas Wichtigeres unter den Nägeln.
Wenn die Betriebsprüferin zweimal klingelt 05.04.2017Unter meinem Pony scheint ein Pickel zu entstehen. Und er fängt an zu pochen. Aber diese kleine Pore ist nicht das einzige, was in meinem Körper pocht. Ich merke, dass mein ganzer Körper unter Strom steht. Und das liegt nicht an zu hohem Kaffeekonsum.
Das Immunsystem namens Selbstständigkeit ß8.03.2017Ich sitze in meinem leeren und dreckigen Büro. Momentan sind alle krank. Selbst die Putzfrau. Anscheinend wird also diese Woche nicht nur die Arbeit, sondern auch der Staub liegen bleiben. Je länger ich mich in den Räumen umschaue, umso mehr mag ich den Gedanken, auch krank zu Hause zu bleiben: Ich würde meine Mutter anrufen, mir Essen kochen lassen, alles Mögliche im Fernsehen anschauen und mich dabei gesund pflegen lassen. So wie damals als Kind.
In 48 Stunden zum Gründer? Niemals! 01.02.2017Google hat mich ins Hamsterrad gesteckt. Anscheinend hat meine Recherche nach Wörtern wie „Alternative Arbeitszeitmodelle“ und „Teilzeitgründungen“ in der letzten Woche gereicht, um mich in den Kategorisierungs-Sog der Suchmaschine zu ziehen.
Gründen ist wie Kinderkriegen 28.12.2016Vielleicht mag es auf den ersten Blick absurd klingen, die Geburt eines Kindes mit dem Aufbau einer Firma zu vergleichen. Aber nicht ohne Grund sprechen viele Gründer von „ihrem Baby“.Eigentlich hatte ich nie geplant, ein Unternehmen zu gründen. Ganz im Gegenteil: Während meiner Ausbildung beging mein ehemaliger Vorgesetzter im Büro Suizid. Ich entwickelte damals eine große Abneigung gegen den wirtschaftlichen Druck, den ein Firmeninhaber zu tragen hat.
Gefangen in der digitalen Transformation 23.11.2016„Möchten Sie auch zu Riiibei?“ Der ältere Herr steht etwas verloren vor der Tafel voller moderner Firmennamen. Ich bin in Berlin. Meine Kollegin und ich sind heute zum Mittagessen mit einer ehemaligen Kommilitonin verabredet, die inzwischen bei reBuy arbeitet.
Was Investoren und Traumprinzen gemeinsam haben 19.10.2016Mit Investoren ist es wie mit Männern. Sucht man nicht, findet man sicher den richtigen. Und am Ende kommt es vor allem auf das Bauchgefühl an.
Frauen fehlt es in Sachen Gründungen an Mut 21.09.2016Es gibt wohl kaum einen Businessplan, in dem das Wort Innovation nicht mindestens einmal auftaucht. Aber so innovativ, wie die Start-up-Branche gerne sein möchte, ist sie nicht. Rein volkswirtschaftlich gesehen ist sie oft nur ein klassisches Spiegelbild unserer konservativen Gesellschaft.
Die Gedanken sind frei 17.08.2016„Mache es, bevor es jemand anderes macht!“ hatte mein Professor in einer meiner letzten MBA-Vorlesungen gesagt, als ich ihm von der Idee erzählte, öffentliche Überland-Linienbusse in Reisepakete für deutsche Touristen zu inkludieren. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht mit dieser Antwort gerechnet. Ich war innerlich schon in die Defensive gegangen. Statt der erwarteten Fragen über die Durchführbarkeit sprach der Professor allerdings genau diesen Satz aus, der mich zur Gründerin machte und bis heute noch täglich begleitet.
Vorzeige-Unternehmer vs. Vorbild-Unternehmer 13.07.2016Dass ich die Start-up Branche gern mal als Show bezeichne und Berlin als passende Bühne dazu definiere, wissen meine Leser. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich zu Übertreibungen neige und auch gerne subjektiv aus der Sicht einer nebenberuflichen Gründerin berichte. Und doch gibt es Momente, in denen ich mich bestätigt fühle. So auch wieder vergangene Woche. Ich war auf einem Start-up Event. Viele potenzielle Gründer treffen auf ein paar wenige von den Großen. Die, die es geschafft haben. Die mit den vielen Mitarbeitern, die mit den großen Finanzierungsrunden und die mit den guten Pressemitarbeitern.
Von einem Risiko names Schwangerschaft 08.06.2016„Das ist meine neue Mitarbeiterin, sie geht bald in den Mutterschutz“. Vermutlich hat sich mehr als einer meiner Gesprächspartner im Frühjahr diese Jahres gefragt, ob er gerade richtig gehört habe. Nachgefragt hat allerdings nie jemand. Hatte ich mich wirklich entschieden, eine schwangere Angestellte einzustellen?
Gründen und gründen lassen 11.05.2016„Dieser Blog nervt!“, war die Meinung einer meiner Leser hier im letzten Jahr. Anscheinend bezog er seinen Kommentar auf die Tatsache, dass ich meine Artikel aus Sicht einer Teilzeitgründerin schreibe, denn er fragte: „Unternehmensgründung als Hobby?“
Achtung! Schubladendenken 13.04.2016“Reisen ist tödlich für Vorurteile” – dieses Zitat von Mark Twain verwenden wir in der Tourismusindustrie gerne, um gegen kulturelle Klischees argumentieren zu können. Und auch die Start-up Branche ist voll von Vorurteilen – sowohl untereinander als auch von außerhalb.
Wenn selbst Vorzeigegründer scheitern 16.03.2016Ist Facebook tot? Oder ist irgendein Vorkommnis an mir vorbeigezogen, welches eine kollektive Einfärbung der Profil- und Titelbilder ausgelöst hat.
Die Verbundenheit zur Heimat 17.02.2016Es muss ein Mittwoch gewesen sein. Denn Mittwoch ist Markttag in Leichlingen, einer Kleinstadt mitten im Bergischen Land. Es ist eine jener Städte, wo alle zwei Stunden ein Überlandbus hält, über Mittag die Geschäfte noch schließen und die Neuigkeiten der Region ein Mal in der Woche auf dem Marktplatz ausgetauscht werden. Es ist der Ort, in dem ich aufgewachsen bin.
Es gibt kein Rundum-Sorglos Paket 20.01.2016Es ist kurz vor Weihnachten und ich sitze mit einem Kollegen in Polen am Flughafen fest. In Frankfurt ist das Radarsystem ausgefallen und keiner weiß, wann es wieder funktionieren wird. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als in einem Café zu versacken und wie so oft folgt nach dem ersten Frust die Ironie. Man fängt an, sein Schicksal mit bissigen Witzen zu akzeptieren und um Zeit tot zuschlagen, beginnen auch wir, über sinnlose Themen zu scherzen und tauschen uns über die neusten firmeninternen Gerüchte aus.
Wie ich das loslassen lernte 16.12.2015Die klassischen Betriebsferien, in denen Unternehmen komplett den Betrieb einstellen, ein Schild an die Tür heften, die Post zum Laden nebenan bringen lassen und eine Zeit nicht erreichbar sind, sind definitiv seit dem Internetzeitalter vorbei. Über Wochen hinweg nicht mehr zu zugänglich zu sein, ist selbst für klassische, analoge Unternehmen kaum mehr vorstellbar.
Ich bin klein, mein Herz bleibt rein 11.11.2015Mal abgesehen von meinem Schülerjob im Eine-Mark Laden, arbeite ich seit der Beantragung meiner Sozialversicherungsnummer als Flugbegleiterin. Während (Teilzeit-)Fliegen und Studieren gut vereinbar waren, stellte sich anschließend die Jobsuche als sehr schwierig heraus. Ich suchte eine Stelle, die mir erlaubte, weiterhin an zwei langen Wochenenden im Monat Fliegen gehen zu können. Vergebens. Ich musste stellte fest, dass Teilzeitkräften maximal Aufgaben eines Sachbearbeiters zugetraut werden und so entwickelten sich erste Gründergedanken.
Herzblut bitte! 07.10.2015Die Start-up-Szene kommt mir inzwischen wie die reine Sparkassen-Werbung vor: Statt „Mein Haus, mein Auto, mein Pferd“ heißt es „Mein Pitch, mein Investor, mein Berater“. Ich habe übrigens nichts davon, außer einen klapprigen Fiat Seicento und einen Nachbar im Büro gegenüber, der mir beim Kaffee manchmal Tipps gibt. Trotzdem bin ich erfolgreiche Gründerin. Kaum zu glauben, wenn man sich die Scheinkultur in der Szene anguckt.
Dem Job einfach mal fremdgehen 03.09.2015Jeder von uns kennt sie: die wangenkneifenden Tanten von früher. Nachdem der erste Schmerz nachließ, folgte obligatorisch die Frage: „Was willst du denn werden, wenn du groß bist?“ Ich nehme heute an (und ich bin selbst zur wangenkneifenden Tante motiert), dass es sich bei dieser Frage um eine rhetorische handelt, denn die Antworten sind und waren doch immer ähnlich: „Lokomotivführer, Baggerfahrer oder Stewardess“.
Das Fliegen ist meine Passion 10.07.2015Nicht jeder Gründer widmet sich seinem Start-up in Vollzeit. Viele junge Unternehmen entstehen nebenbei – während der Gründer noch studiert oder arbeitet. Der KfW-Gründungsmonitor 2014 verzeichnet sogar ein deutliches Plus an Nebenerwerbsgründungen. Sie machen fast zwei Drittel der gesamten Gründungen in Deutschland aus. Die Gründung nebenbei bietet oft noch die Sicherheit des alten Jobs, gleichzeitig aber die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Doch das kann auch eine Doppelbelastung sein.